ALTERnatives Wohnen Erftstadt e.V.
Der Verein

Der Verein

ALTERnatives Wohnen Erftstadt e.V.

Wir leisten integrative, generationen-übergreifende Gemeinwesenarbeit durch Entwicklung besonderer Wohnformen im Alter sowie durch Förderung bestehender und entstehender Selbsthilfegruppen.

Die genannten Aufgaben werden insbesondere verwirklicht durch

  • Initiierung, Unterstützung und Beratung von Bewohnern, Hausgemeinschaften und anderen Wohnformen zum Zwecke der Gemeinschaftsförderung älterer Menschen sowie hilfs- und pflegebedürftiger Personen,
  • Hilfe bei der Beschaffung von Wohnraum vor allem in Hausgemeinschaften und anderen gemeinschaftsorientierten Wohnformen für ältere Menschen,
  • Einrichtung und Unterhaltung von Gemeinschafts- und Beratungseinrichtungen als Bildungs- und Begegnungsstätten für ältere Menschen.

Ein Verein stellt sich vor

Der Name „ALTERnatives Wohnen Erftstadt e.V.“ ist Programm, beschäftigt sich doch der Verein ausschließlich mit dem Thema „Wohnen im Alter in Erftstadt“.

Und das hat einen guten Grund. Erftstadt ist eine lebendige Stadt mit vielfältigen Qualitäten und Möglichkeiten. Die älteren Einwohner sehen sich hier, wie auch anderenorts, sowohl im persönlichen Bereich, als auch in der gesellschaftlichen Entwicklung mit deutlichen Veränderungen konfrontiert.

Aussagen wie z.B. „ich werd’ ja auch nicht jünger“ , „die Kinder sind aus dem Haus“,…. „meine berufliche Laufbahn ist beendet“,… „der Geist ist noch willig, aber die Kraft lässt nach“ prägen die persönliche Situation. Gleichzeitig wächst der Anteil der Älteren in der Bevölkerung bei stagnierenden Einwohnerzahlen. Die Anzahl der Single-Haushalte steigt, die staatliche Fürsorge weicht der privaten Vorsorge, kurz, die Bevölkerungspyramide steht kopf.

Wie will ich also wohnen, wenn ich älter bin….?

Wir finden in Erftstadt die üblichen Wohnformen für ältere Menschen zu Hause bleiben und sich den altersbedingten Herausforderungen stellen, die Wohnsituation altersgerecht umgestalten, sich durch Nachbarn, Kinder, Untermieter, mobile soziale Dienste helfen lassen. Betreutes Wohnen, mit einem Angebot für Grundservice und Wahlleistungen, allerdings noch ohne einheitliche Qualitätsstandards.

  • Alten- und Pflegeheime
  • das AWO Seniorenzentrum Heinz Kühn in Erftstadt-Lechenich
  • das Münch-Stift-APZ in Erftstadt-Frauenthal
  • das Stella Vitalis Seniorenzentrum in Erftstadt-Liblar

Die Ansprüche an ein würdevolles Altern und Teilnahme am öffentlichen Leben sind jedoch in den vergangenen Jahren gestiegen und werden durch die in Erftstadt vorhandenen Wohnformen nicht mehr angemessen befriedigt. Für eine zunehmend mobile, gut ausgebildete Generation „im Ruhestand“ fehlen alternative Wohnformen.

Die Alternative

Wir beschreiben diese Alternative mit dem Begriff „Gemeinschaftliches Wohnen“. Zwei Ansprüche, die auf den ersten Blick konträr scheinen, bestimmen das Ergebnis bei Umfragen über das Leben im Alter: Es geht einerseits um den möglichst langen Erhalt von Autonomie und andererseits um ein Leben in Verbundenheit.

Sowohl diese Ansprüche, als auch viele andere Aspekte des Lebens und Wohnens im Alter können zusammengeführt werden im selbst organisierten, gemeinschaftlichen Wohnen in einer Hausgemeinschaft:

In der eigenen Wohnung bleibt die Privatsphäre bewahrt, während die Gemeinschaftsbereiche zur Geselligkeit einladen. Selbstbestimmung und Individualität werden gefördert durch soziale Bindungen und Geborgenheit. Gegenseitige Anteilnahme und Unterstützung im Alltag beruhen auf einem respektvollen und toleranten Miteinander.

Trotz unterschiedlichster Konzepte für gemeinschaftliches Wohnen und Leben lassen sich einige Projekttypen zusammenfassen *[1][1]

  • Mehrgenerationenwohnen: meist größere Bauprojekte, um die verschiedenen Bedürfnisse von Alt und Jung, von Familien und Alleinstehenden miteinander zu verbinden.
  • Seniorenprojekte: Hier besteht die Projektgruppe ausschließlich aus älteren Menschen.
  • Projekte mit spezieller Philosophie: Hier engagieren sich Menschen, die mit der Gemeinschaftsidee bestimmte Werte verbinden, eine Weltanschauung oder Lebensform teilen.
  • Integriertes Wohnen: die Grundidee ist das Zusammenleben unterschiedlicher Bewohnergruppen – Ältere, Behinderte, Alleinerziehende, Kinderreiche Familien und ausländische Mitbürger – zum gegenseitigen Vorteil.

Bei allen Unterschieden gibt es typische bauliche Merkmale:

  • Standort mit guter Infrastruktur
  • barrierefreie und möglichst ökologische Bauweise
  • unterschiedliche Wohnungstypen und -größen
  • einladende und kommunikationsfördernde Gestaltung des Gebäudes und der Außenanlagen.

Zur Realisierung dieser Projekttypen haben sich drei Organisations-, Rechts- und Trägerformen herausgebildet. [2][2]

  • Das Investorenmodell, bei dem Investoren planen, bauen, verkaufen oder vermieten und mit der Bewohnergemeinschaft kooperieren.
  • Die Bewohnergenossenschaft, ist geeignet, gemeinschaftliches Wohnen langfristig zu organisieren und abzusichern.
  • Die Baugruppe, die sich durch weitestgehende Mitwirkung der Beteiligten zur Planung, Gestaltung und Finanzierung auszeichnet.

In größeren Städten ist bereits ein breites Spektrum an gemeinschaftlichen Wohnprojekten vorhanden. Auch im ländlichen Raum zeigt das Interesse und die Nachfrage, dass Bedarf an diesen zukunftsweisenden Modellen vorhanden ist und bei stagnierender oder schrumpfender Bevölkerungszahl auch ein Standortfaktor ist.

Um die Idee der beschriebenen Alternativen in die Realität zu überführen, bedarf es Menschen, welche die Initiative ergreifen.

Die Initiative

In unserem Leben durchlaufen wir viele Phasen von der Kindheit bis ins hohe Alter, viele von uns aber stets mit einem gesunden Menschenverstand und dem Wunsch, ihre Angelegenheiten in die eigenen Hände zu nehmen. Diese Menschen gibt es auch in Erftstadt.

Vor gut 40 Jahren gründeten Bürger einen Elterninitiativ-Kindergarten, der mit viel Engagement alternative Formen der Erziehung für die „Vor-Schüler“ organisierte. Dass einige der damals Beteiligten mehr als 30 Jahre später ihre Energie in Fragen des Älterwerdens und neue Wohnformen für Senioren einbringen, klingt in diesem Zusammenhang logisch, ist aber nicht selbstverständlich.

Mit dem Seniorenbeirat und der Seniorenberatung der Stadt Erftstadt wurde bereits 2005 eine Konzeption von gemeinschaftlichen Wohnmodellen als Alternative zu den bestehenden Angeboten entworfen. Ein Exposé und ein Flyer mit Fragebogen wurden entwickelt und verteilt. Dennoch sollte es noch 1 Jahr dauern, bis sich der Verein „ALTERnatives Wohnen Erftstadt e.V.“ am 08. März 2006 gründete.

In der Vorbereitungsphase standen umfangreiche Arbeiten, Analysen, Konzept-Entwürfe und Beratungen auf den jeweiligen Sitzungen der verschiedenen Initiativgruppen. Zum Teil wurde die Arbeit gefördert durch das Ministerium für Wohnen und Verkehr in NRW. Parallelprojekte wurden besucht, die Ergebnisse diskutiert und analysiert.

In den Arbeitskreisen „Zukunft der Pflege“ und „Wohnen im Alter“ des Seniorenbeirates wurden neue Formen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens im Alter sowie bei Pflegebedarf vorgestellt. Die Idee von Hausgemeinschaften fand großen Zuspruch.

Die demographische Entwicklung in Erftstadt mit der zunehmenden Anzahl älterer Menschen macht die Berechtigung, ja die Pflicht deutlich, hier aktiv zu werden, zumal die klassischen Pflegeangebote in Erftstadt sich nur an die Menschen richteten, die kaum mehr selbst bestimmt wohnen können. Der Slogan „Gemeinsam statt einsam“ deutete die neue Denkrichtung an.

Allen war bewusst, dass die graue Theorie erst in einem konkreten Projekt umgesetzt werden muss, um eine Legitimation für weitere Schritte zu erzielen. Ende 2005 wurde der Initiativgruppe ein Grundstück in Erftstadt- Liblar angeboten, das geeignet erschien, die weiteren Arbeiten mit Leben zu erfüllen.

Ein Vorentwurf zur baulichen Umsetzung eines ersten Wohn-Projektes entstand. Die Wohnungen waren alle barrierefrei, in ihren Größen variabel, teilweise zusammenlegbar und für die Pflege in der Wohnung geeignet. Die Integration einer Pflegewohngemeinschaft mit erhöhtem Betreuungs- und Pflegebedarf war möglich.

Nach verstärkter Öffentlichkeitsarbeit (u. a. Kölner Stadtanzeiger „Gemeinsam und doch selbständig“) trafen sich ca. 40 interessierte Personen, um sich über dieses Vorhaben zu informieren. Eine VHS Veranstaltung mit Referenten aus der Initiativgruppe wurde von ca. 60 Teilnehmern besucht.

Am 8. März 2006 beschloss die Initiativgruppe für die weiteren Arbeiten einen gemeinnützigen Verein zu gründen, der u. a. die Zielsetzung hatte, die Entwicklung dieses konkreten Projektes voranzubringen. Am 28. März 2006 wurde die Gründung des Vereins ALTERnatives Wohnen Erftstadt e.V. mit 25 Gründungsmitgliedern eingetragen. Vorsitzender wurde der Architekt Uli Binder.

Als bereits erste Pläne für das Gebäude in Erftstadt-Liblar gezeichnet und unter den Mitgliedern diskutiert worden waren, zog die Eigentümerin des Grundstücks ihr Angebot zurück. Ein herber Rückschlag! Dennoch entschlossen sich die Mitglieder weiterzumachen und begaben sich auf die Suche nach geeigneten Flächen, die zur Bebauung freigegeben waren und in ihrer Lage für ein stadtnahes Wohnen geeignet erschienen.

In 3 Jahren Vereinsarbeit wurden ca. 10 Bauflächen begutachtet, zum Teil wurden Bauskizzen angefertigt, mit den Eigentümern und Investoren verhandelt, Bebauungspläne diskutiert und die Alternativen mit der Stadt besprochen. Bei regelmäßigen Treffen wurden die Vorschläge diskutiert, aber auch gemeinsame Unternehmungen (Kinobesuche, Ausflüge, Wanderungen, Vorträge und Bildungsangebote) beschlossen und in der Folgezeit durchgeführt. Das brachte die Mitglieder weiter zusammen und überbrückte die Zeit, bis zum Neuanfang eines gemeinsamen Bauprojektes.

Die Projekte

Ende 2010 eröffnete sich die Möglichkeit, zusammen mit einem engagierten Bauträger in der Steinstraße, also in zentraler Lage in Erftstadt-Lechenich, ein gemeinschaftliches Wohnprojekt zu entwickeln. Der Bauträger fungierte als Investor und brachte seine Erfahrung in Planung und Durchführung des Bauvorhabens ein. Eine Kooperationsvereinbarung mit dem Bauträger ermöglichte dem Verein ALTERnatives Wohnen Erftstadt eine weitestgehende Mitwirkung bei der Gebäudeplanung, beim Umgang mit den Gemeinschaftsflächen und bei der Vermittlung der Kauf- und Wohninteressenten.

Das Projekt „Haus Burgblick“ ging in die Realisierung. Innerhalb von 2 Wochen waren alle 14 Wohnungen verkauft. Die Öffentlichkeit widmete diesem für Erftstadt einzigartigen Unterfangen große Aufmerksamkeit. Die Grundsteinlegung am 17. Juni 2011 und das Richtfest am 18. November 2011 wurden nicht nur durch die zukünftigen Bewohner des Hauses, sondern auch durch Presse, Nachbarn und Vertreter der Stadt besucht und gebührend „begossen“.

Immer wieder wurde die in der Kooperationsvereinbarung niedergelegte Zusammenarbeit zwischen Verein und der Eigentümergemeinschaft hervorgehoben, ebenso die nach vielen Diskussionen entstandene Gemeinschaftsordnung, also die Grundlage für das gemeinsame Leben und Wohnen in der Hausgemeinschaft.

Im August 2012 wurden die ersten Wohnungen fertig und bezogen. Ein einladend gestalteter Gemeinschaftsraum mit Küchenecke wurde mit Leben gefüllt. Der gemeinschaftliche Gartenbereich ist die Oase des Hauses. Damit wurden die Vorgaben zum Zusammenleben, zur Kommunikation und Geselligkeit realisiert, die für diese Wohnform typisch und gewünscht sind.

Offizielle Einweihungsfeier des gesamten Hauses war der 3. Oktober 2012.

100 Erftstädter waren gekommen, um dieses Ereignis mit den Hausbewohnern zu feiern. Ein feines Programm umrahmte die Festivität. Dr. Horst Teschke übergab dem Beirat 2 alte Fenster des ehemaligen Flattenhofes, mit den besten Wünschen für ein harmonisches und gutes Miteinander im neuen Haus.

Mit diesem konkreten Projekthintergrund ist natürlich die weitere Arbeit leichter geworden. Ein Interessentenkreis möchte bereits seit geraumer Zeit in Erftstadt-Liblar an einem geeigneten Standort ein etwa vergleichbares Wohnprojekt wie „Haus Burgblick“ verwirklichen. Das Vorhaben mit dem Projektnamen „Wohnen mit Weitblick“ in Liblar ist in der Planungsphase auf einem guten Weg und wird voraussichtlich in absehbarer Zeit verwirklicht. Außerdem sind auch weitere gemeinschaftliche Wohnprojekte an geeigneten Standorten mit anderen Konzepten und Zielvorstellungen, z.B. kleine, preiswerte Wohnungen, denkbar und möglich.

Heute kann man sagen, dass der Verein „ALTERnatives Wohnen Erftstadt e.V.“ sich eine Expertenrolle angeeignet hat, die über die Grenzen der Stadt hinaus geht und Unterstützung gibt, wenn andere Kreise, Personengruppen und Städte ähnliche Projekte entwickeln möchten.

Redaktionsausschuss des Vereins

ALTERnatives Wohnen Erftstadt e. V.
Steinstr. 20
50374 Erftstadt