Wohnen in Erftstadt – Das sagen die Fraktionen – Teil 3
Wohnen in Erftstadt – Das sagen die Fraktionen – Teil 3

Wohnen in Erftstadt – Das sagen die Fraktionen – Teil 3

Wandel in den Baugebieten – das war die dritte von fünf Fragen zur kommunalen Wohnungspolitik, die wir den Fraktionen im Rat der Stadt Erftstadt gegestellt haben. Aufbruch´22, Bündnis90/Die Grünen, CDU, FDP, Freie Wählergemeinschaft, SPD und Die Linke haben geantwortet.

In den Baugebieten der 70er, 80er und 90er Jahre dominiert das Einfamilienhaus. Die Siedlungen sind in die Jahre gekommen. In vielen dieser Häuser leben nach dem Fortzug der Kinder und dem Tode des Lebenspartners nur noch Singles, die bereit wären, ihre Häuser zu verkaufen und sich kleiner zu setzen. Doch im Umfeld gibt es dazu kein passendes Angebot.

  • Welche Vorschläge machen Sie, neue Angebote zu schaffen? Welche Beratungsmöglichkeiten kann die Stadt den Menschen anbieten?

Aufbruch´22

Die Politik muss den Baugebieten aus den 70er, 80er und 90er Jahren mehr Aufmerksamkeit widmen. Weil die Probleme dort oft wesentlich schwieriger zu lösen sind, entwickeln Rat und Verwaltung lieber Neubaugebiete. Die Probleme in den älteren Baugebieten sind oft groß – von der Baulücke, dem fehlenden Grün bis hin zur Frage über Lösungsansätze für ältere Singles in großen Einfamilienhäusern.

Lösungen zum letzten Punkt lassen sich nur gemeinsam mit den Betroffenen finden. Niemand darf aus seiner Wohnung gedrängt werden. Wichtig wäre, eine ortsnahe Wohnberatung anzubieten. Die Bereitschaft umzuziehen, steigt bei passenden Angeboten im Wohnquartier. Die gibt es in der Regel nicht und müssen erst geschaffen werden.

Lösungen ergeben sich auch aus den Wohnungsbeständen selbst. In größeren Einfamilienhäusern lassen sich Senioren-Wohngemeinschaften gründen. Aufgabe der Stadt wäre hier, die Menschen, die daran Interesse haben, zusammenzubringen.

Modelle – wie Arbeiten statt Mieten – helfen beiden Seiten. Jungen Menschen in der Ausbildung bieten ihre Arbeitskraft (Gartenarbeit, Einkaufen, Hausarbeit) und zahlen im Gegenzug keine Miete.


Bündnis 90/Die Grünen

Wir unterstützen den Ausbau von Wohnungstauschprogrammen, bei denen ältere Menschen in kleinere, barrierefreie Wohnungen ziehen können, während gleichzeitig Platz für junge Familien frei wird. Ergänzend wollen wir zentrale Anlaufstellen schaffen, die Eigentümer:innen zu Umbauten, Teilung von Einfamilienhäusern, Fördermöglichkeiten und alternativen Wohnformen beraten.

Wir möchten Modellprojekte in bestehenden Siedlungen initiieren, z. B. durch Kooperationen mit Genossenschaften oder Trägern, um gemeinschaftliches und altersgerechtes Wohnen in gewachsenen Quartieren zu realisieren.


CDU

Der WANDEL in den Baugebieten ist auch für uns ein wichtiges Thema. Nachverdichtung statt Verbrauch neuer landwirtschaftlicher Flächen liegt uns sehr am Herzen. Mit einem ersten Versuch in einem Baugebiet sind wir allerdings nicht weitergekommen, da die betroffenen Grundstückseigentümer dann doch nicht interessiert waren.


FDP

Die FDP ist immer dafür gewesen, im älteren Wohnbestand Änderungen vorzunehmen. Auch der Umbau von Ein- in Zweifamilienhäusern sollte möglich sein. Nachverdichtung in Gebieten mit großen Grundstücken haben wir immer gefordert und unterstützt. Es gibt ein großes Beratungsangebot für ältere Menschen (z.B. die neue App „Gut versorgt in“). Auch der Rhein-Erft-Kreis hält hierfür ein Angebot bereit.


Freie Wählergemeinschaft

Wir stellen uns vor, dass seitens der Stadtverwaltung Menschen deren ihre Häuser zu groß geworden sind, Angebote für einen Umzug in kleinere Einheiten in Mehrparteienhäusern unterbreitet werden. Die Menschen sollten dabei beim Umzug unterstützt werden und es sollte geprüft werden, ob im Einzelfall die Stadt das Objekt erwerben sollte, um an dieser Stelle ein Mehrparteienhaus zu schaffen.
All dies setzt jedoch voraus, dass entsprechender kleinerer und barrierefreier Wohnraum vorhanden ist. Dies ist momentan nicht der Fall.


Die Linke

Wir schlagen unter anderem Mehrgenerationenwohnformen und genossenschaftliche Projekte („Wohnen gegen Hilfe“) vor, begleitet durch eine Senior:innenberatung in der Stadtverwaltung. Konkret sollen

  • Mobilitäts- und Wohnberatung für ältere Bürger:innen ausgebaut werden.
  • Genossenschaftsberatung als niedrigschwelliges Angebot bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft etabliert werden.
  • Förderprogramme / Begünstigungen / Erleichterungen für gemeinnützige Projekte, Baugruppen und selbstorganisiertes gemeinschaftliches Wohnen (auch Auszubildenden- oder Studierendenwohnheim.

SPD

Hier gibt es mehrere Ansätze. In diesen Siedlungen gibt es Bebauungspläne, die nicht mehr zeitgemäß sind und angepasst werden müssten. Beispielhaft eine Bungalow-Siedlung, wo Häuser aufgestockt werden könnten. Das wäre auch eine Möglichkeit, Wohnraum zu schaffen, ohne weiteren Flächenverbrauch.

Selbstverständlich müssen in allen Stadtteilen Wohnungen geschaffen werden, die den Bedürfnissen der, meist in die Jahre gekommenen Menschen angepasst sind. Das Angebot muss bezahlbare, geförderte und betreute Wohnungen umfassen. Auch alternative Wohnformen unterstützen wir.

Die Stadt könnte ein gutes Leerstandskonzept entwickeln. Sie könnte Menschen miteinander verbinden, die auf der einen Seite ihre Häuser verlassen möchten, „um sich zu verkleinern“ und auf der anderen Seite größeren Wohnraum suchen, weil sie z.B. durch Familienplanung einen neuen Bedarf haben. Und natürlich könnte sie erforderlichen Wohnraum bauen.